Ponys am Meer by Lise Gast

Ponys am Meer by Lise Gast

Autor:Lise Gast [Gast, Lise]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-01-08T00:00:00+00:00


* * *

Ich kam gerade recht. Die Haltetaue des Fährschiffs wurden soeben knarrend um die Duckdalben gezurrt. Flachsköpfige Jungen mit Handwagen balgten sich um das Reisegepäck der Aussteigenden. Im schmalen Hafenbecken schwankten die hohen Masten der Krabbenkutter, und die aufgezogenen Netze malten ihr Muster dunkel gegen den Abendhimmel. Ob ich die Dame eigentlich erkennen würde, die ich abholen sollte? Jetzt erst kam mir dieser Gedanke. Wir mußten dann heidihopp nach Hause sausen, denn es wurde dämmerig. Zwar besitzt der kleine Einspänner eine Lichtanlage, von einem Dynamo betrieben, der am Rad entlangläuft, ähnlich wie es bei Fahrrädern ist, trotzdem bedeutet Fahren durch die Dämmerung ein gewisses Risiko. Ich beschloß, Perkeo wie einen Teufel laufen zu lassen, damit die Dame gleich den richtigen Geschmack vom Möwenhof bekäme.

In diesem Augenblick sagte es hinter mir: 'Guten Abend, Cor, mein Herz!' Ich fuhr herum. Die Großfürstin, meine Mutter! Nein, so eine Überraschung! Das hatte ich keineswegs erwartet, immerhin ließ es sich gut mit dem morgigen Festtag zusammenreimen. Wir fielen einander um den Hals, lachten und waren glücklich.

Mutsch ist in bezug auf das körperliche Gewicht nicht die leichteste, mild gesprochen, aber der Dogcart war genügend aufgepumpt. Wir verstauten ihr Gepäck, und sie stieg mit der Grandezza ein, die ihr eigen ist, während ich aufsprang, als Perkeo schon wie eine kleine Lokomotive losging. Ich nahm den kürzesten Weg zum Strand, fuhr über den Sandwall. Hier bekommt man den ersten unvergeßlichen Eindruck dieses entzückenden Städtchens: buntes abendliches Treiben unter den drei Reihen alter Ulmen, die das Licht der Laternen nach oben abschirmen, Eis essen und Kaffee trinken im Freien, bummeln, einander begegnen und lachen, eingehakt gehen und flüstern. Zu einer Seite sieht man Bürgerhäuser und hellerleuchtete Strandbasare, zur andern die sanfte Neigung des abendlichen Strandes hinab zum Meer.

Wir fuhren schweigend, die Töne der Kurmusik, Ouvertüre zu ›Dichter und Bauer‹, meine ich, wehten mit dem milden Abendwind zu uns herüber. Ich freute mich, daß Mutter gekommen war.

'Du kommst doch zu Frau Möwes Geburtstag. Na, da wirst du staunen. Wir haben einiges vor!'

Zu Hause gab es eine zärtliche Begrüßung. Ich verdrückte mich, nachdem ich die Großfürstin abgeliefert hatte, und überprüfte noch einmal alle Vorbereitungen. Winni stand verträumt in der Küche am Fenster, bewunderte den Abendhimmel und hatte vergessen, mit dem Abwasch anzufangen.

Nun ja. Wozu bin ich denn da.



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